Einführung in die Welt der Shelly-Geräte
Willkommen zu einer neuen Artikelserie auf diytechadventures.de! In den kommenden Beiträgen zeige ich dir, wie du mit Shelly-Geräten ein intelligentes, lokales Smarthome aufbaust – ohne Cloud-Zwang, mit voller Kontrolle über deine Daten und mit unbegrenzten Möglichkeiten zur Automatisierung.
Dieser Artikel dient als Grundlage und Einführung. In den folgenden Teilen werden wir konkret in die Programmierung einsteigen, Datenbanken anbinden und komplexe Automationen entwickeln. Lass uns beginnen!
1. Was macht Shelly so besonders?
In der Welt der Smarthome-Systeme gibt es zahlreiche Anbieter – von Philips Hue über IKEA Trådfri bis hin zu komplexen Systemen wie Homematic oder KNX. Shelly sticht aus dieser Masse jedoch durch einige entscheidende Eigenschaften hervor, die es besonders für DIY-Enthusiasten und technikaffine Anwender interessant machen.
1.1 Cloud optional – nicht zwingend
Der größte Vorteil von Shelly ist die vollständige Funktionalität im lokalen Netzwerk. Während viele Smarthome-Lösungen zwingend eine Internetverbindung und Cloud-Anbindung erfordern, funktionieren Shelly-Geräte komplett autark:
- Ansteuerung über lokale REST-API
- Automationen ohne Internetverbindung
- Direkter Betrieb hinter Firewalls
- Keine Registrierung erforderlich
💡 Praxisbeispiel: In meinem Bungalow laufen Temperatur-, Feuchtigkeits- und Energieüberwachungen komplett ohne Internetverbindung. Selbst bei Ausfall des Funkrouters arbeiten alle Automationen zuverlässig weiter.
1.2 Offene Schnittstellen für maximale Flexibilität
Shelly unterstützt eine Vielzahl an Kommunikationsprotokollen und Schnittstellen:
- REST-API: Lokale HTTP-Schnittstelle für Steuerung und Abfrage
- MQTT: Integration in Home Assistant, Node-RED und andere Systeme
- CoAP: Effizienter Nachrichtenaustausch für IoT
- Webhooks: HTTP GET/POST für direkte Datenübertragung
- Shelly Script: JavaScript-basierte Automationen direkt im Gerät
- BLU Gateway: Bluetooth Low Energy für energiesparende Sensoren
Diese Offenheit ermöglicht es, Daten direkt in eine eigene MySQL-Datenbank, an ThingSpeak oder jeden anderen Service zu senden – ganz ohne externe Smarthome-Zentrale.
1.3 Skripting – Automationen direkt im Gerät
Ein besonderes Highlight der Shelly Plus- und Gen3-Geräte ist die eingebaute JavaScript-Runtime. Diese ermöglicht es, Logiken direkt auf dem Gerät auszuführen:
- Sensorwerte auslesen und verarbeiten
- HTTP-Requests an eigene Server senden
- If-Then-Logiken implementieren
- Zeitplan-basierte Automationen erstellen
- BLE-Beacons empfangen und verarbeiten
Im Gegensatz zu ZigBee- oder Z-Wave-Systemen benötigt Shelly keinen separaten Hub – jedes Gerät ist ein eigenständiger Mini-Controller.
2. Die Shelly-Geräte in meinem Bungalow
Um die Praxis direkt greifbar zu machen, basieren die folgenden Artikel auf meiner realen Installation im Bungalow. Hier ein Überblick über die verwendeten Geräte:
2.1 Shelly Plug S Gen3
Einsatzbereich: Schalten von Entfeuchter und IR-Heizung
Der Shelly Plug S Gen3 ist eine intelligente Steckdose, die weit mehr kann als nur Ein- und Ausschalten:
- Misst Leistung, Spannung und Energieverbrauch
- Kann Grenzwerte überwachen und automatisch abschalten
- Sendet Messdaten per Skript an Datenbanken oder Cloud-Dienste
- Unterstützt Zeitpläne und Automationen
2.2 Shelly H&T (WiFi)
Einsatzbereich: Raumklima-Überwachung mit direkter WiFi-Anbindung
Der WiFi-basierte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensor:
- Misst Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit
- Batteriemanagement mit langer Laufzeit
- Kann Webhooks direkt senden
- Konfigurierbare Übertragungsintervalle
2.3 Shelly H&T BLU (Bluetooth)
Einsatzbereich: Energiesparende Sensoren für schwer zugängliche Bereiche
Die Bluetooth-Variante punktet mit extremer Energieeffizienz:
- Mehrjährige Batterielaufzeit durch BLE
- Sendet regelmäßig BLE-Pakete mit Messdaten
- Benötigt ein BLU Gateway zur Verarbeitung
- Ideal für Orte ohne WiFi-Empfang
2.4 Shelly BLU Gateway
Einsatzbereich: Zentrale für Bluetooth-Sensoren
Das BLU Gateway ist die Brücke zwischen Bluetooth-Sensoren und dem Netzwerk:
- Empfängt BLE-Pakete der H&T BLU Sensoren
- Wertet Daten lokal aus (ohne Cloud)
- Führt Skripte zur Datenverarbeitung aus
- Sendet Daten per HTTP/MQTT an eigene Server
🔧 Meine Architektur: BLU Gateway empfängt Bluetooth-Daten → JavaScript-Skript verarbeitet die Werte → HTTP POST sendet sie an meinen PHP-Server → MySQL-Datenbank speichert alles für Langzeit-Analysen.
3. Lokale Automatisierung ohne Cloud
Der größte Vorteil von Shelly liegt in der Möglichkeit, ein komplett lokales Smarthome aufzubauen. Hier sind die wichtigsten Vorteile:
3.1 Vorteile der lokalen Architektur
- Datenschutz: Deine Daten bleiben bei dir – keine Cloud-Server von Drittanbietern
- Stabilität: Keine Abhängigkeit von Internet oder Cloud-Diensten
- Geschwindigkeit: Reaktionen erfolgen in Millisekunden im lokalen Netzwerk
- Unabhängigkeit: Keine Bindung an Hersteller-Cloud oder Abonnements
- Flexibilität: Volle Kontrolle über Datenverarbeitung und Automationen
3.2 Beispiel-Architektur: Mein Bungalow
So sieht die Datenfluss-Architektur in meinem Bungalow aus:
[Shelly H&T BLU] → BLE → [BLU Gateway] → JavaScript-Skript → [HTTP POST] →
[PHP-Server /MySQLDatenbank]
Parallel dazu:
[Shelly Plug S Gen3] → Skript → HTTP POST → [ThingSpeak]
[Shelly H&T WiFi] → Webhook → [Eigene Datenbank]
Alles ohne Cloud, ohne Hub, ohne Middleware.
4. Was ist mit Shelly Scripting möglich?
Die JavaScript-Engine in Shelly Plus- und Gen3-Geräten öffnet völlig neue Möglichkeiten. Hier einige Beispiele:
4.1 Daten an eigenen Server senden
Ein einfaches Skript sendet Temperatur und Luftfeuchtigkeit per HTTP POST:
let url = "https://deinserver.de/api/receive.php";
let data = JSON.stringify({
temp: t,
hum: h,
device: "HT2"
});
Shelly.call("HTTP.POST", {
url: url,
body: data,
timeout: 5000
}, function(res) {
print("Antwort:", JSON.stringify(res));
});
4.2 Lokale Automationen
Shelly-Geräte können völlig autark Entscheidungen treffen:
- Entfeuchter automatisch steuern bei Überschreitung von Luftfeuchtigkeit
- IR-Heizung einschalten wenn Frost droht
- Alarm auslösen bei kritischen Werten
- Daten aggregieren aus mehreren Sensoren
4.3 BLU Gateway Skripting
Das BLU Gateway kann Bluetooth-Pakete empfangen und verarbeiten:
let svcObj = res.service_data[„fcd2“];
let rh = svcObj.rh; // Luftfeuchtigkeit
let temp = svcObj.t; // Temperatur
let battery = svcObj.battery; // Batteriezustand
Diese Werte können dann per HTTP an eigene Systeme weitergeleitet werden.
5. Warum Shelly für DIY-Projekte perfekt ist
Für Bastler, Entwickler und Techniker bietet Shelly einzigartige Vorteile:
- Offene API ohne Reverse Engineering – alles dokumentiert
- JavaScript-Skripting ermöglicht komplexe Logik direkt im Gerät
- Lokale Datenverarbeitung für maximale Kontrolle
- ESP32-Integration möglich für eigene Hardware-Erweiterungen
- WiFi-basiert – keine speziellen ZigBee/Z-Wave-Geräte nötig
- Umfangreiche Dokumentation und aktive Community
🚀 Ausblick: In den kommenden Artikeln zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du Shelly-Skripte programmierst, Datenbanken anbindest, Visualisierungen erstellst und komplexe Automationen entwickelst.
6. Fazit und Ausblick
Shelly ist eine hervorragende Plattform für ein Smarthome ohne Cloud und ohne proprietären Hub. Die Kombination aus Plug S Gen3, H&T WiFi, H&T BLU und BLU Gateway bietet eine robuste, datenschutzfreundliche und nahezu unbegrenzt erweiterbare Lösung.
Mit der JavaScript-Engine lassen sich Messungen, Überwachungen, Schaltvorgänge und Datenübertragungen in wenigen Zeilen Code realisieren. Genau das macht Shelly für DIY-Projekte so interessant: Ein vollwertiges, lokales Smarthome, das du komplett selbst in der Hand hast.
Was kommt als Nächstes?
In den folgenden Artikeln auf diytechadventures.de/projekte erfährst du:
Teil 1: Shelly-Grundlagen – Plattform kennenlernen (dieser Beitrag)
Teil 2: Scripting – Erste Automatisierungen
Teil 3: Datenbank-Integration – MySQL/MariaDB anbinden
Teil 4: BLU-Gateway – Bluetooth-Sensoren auswerten
Teil 5a: PHP-Dashboard – Eigene Visualisierung bauen
Teil 5b: Grafana-Integration – Professionelle Dashboards
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